Wie schnell ein halbes Jahr vergeht – nicht nur im Homeoffice
Seit März arbeiten wir nicht mehr vor Ort in Köln sondern meist aus dem heimischen Arbeitszimmer. Eine Retrospektive der vergangenen 25 Wochen.
Wir gehören zweifellos zu den privilegierten Berufsgruppen, die eigentlich von überall aus arbeiten können. Wir brauchen wenig »Werkzeuge« – Gestaltung, Konzeption, Entwicklung, Support und Beratung finden vor allem im Kopf statt, können digital kommuniziert und mit dem Computer umgesetzt werden. Persönliche Treffen sind gut – aber nicht notwendig. Zudem gehört »Homeoffice« oder »Remote work« schon seit über 10 Jahren zur festen Firmenkultur und ist in unseren Prozessen und der Arbeitsweise voll abgebildet. So hat sich für manche unserer Kolleg*innen rein gar nichts am Arbeitsalltag verändert. Alle Teammitglieder hatten schon vorher zumindest zeitweise von Zuhause gearbeitet, dadurch waren wir ab dem ersten Tag mit hochwertigen Headsets (das wichtigste Zubehör), guten Kameras und der nötigen Infrastruktur ausgestattet.
Was sich geändert hat
Unsere Zusammenarbeit in den Projekten und mit unseren Kund*innen lief wie bisher über E-Mail, Jira und Confluence. Dazu Chat, klassische Telefonate oder Video-Anrufe – nur das Kölner Büro blieb leer (Eichhörnchen-Besuche mal außer Acht gelassen). Einzig an einem Termin im Juni, an dem über den ganzen Tag verteilt fast alle zum Fotoshooting für unsere neue Website (Achtung, Spoiler-Alarm: wir haben auch das mehrwert Corporate Design vollständig überarbeitet!) ins Büro kamen – und sich vor Ort doch nicht begegnet sind – war dann einmal mehr los. Paketannahme und analoger Posteingang haben sich ebenfalls auf ein Minimum reduziert. Gestalterisch schade (wir mögen Drucksachen), organisatorisch super. Zwischendurch wurden alle Kolleg*innen durch kleine »Care-Paketen« mit dem Wichtgsten versorgt – Nervennahrung.
»Remote Work« und Rituale
Als festes Ritual haben wir direkt von Beginn an ein Agentur-weites »Zusammentreffen« – jeweils montags und freitags zur gleichen Zeit – eingeführt, in dem wir uns per Videokonferenz in unserem Jitsi alle treffen und sehen können. In einem freien Format wird von der Woche oder den Erlebnissen am Wochenende berichtet. So werden wir uns trotz der Distanz nicht fremd, auch wenn mal über längere Zeit keine konkrete Zusammenarbeit in Projektteams stattfindet. Diese Treffen dokumentieren wir Woche für Woche in Wort und Bild, so dass wir auch jetzt im August noch nachlesen können, was sich im Mai alles ereignet hat, und wie kurz Haare und Bärte zu der Zeit (noch) waren. Unter der Woche führen wir meist Videotelefonate zur Abstimmung und zum Austausch im Team und mit unseren Kund*innen. Bei aller Erfahrung und unseren Vorkenntnissen mit »Arbeiten von irgendwo« (»Remote Work«) haben aber auch wir noch einiges dazugelernt und unsere Kenntnisse zu Videokonferenzen und Streaming-Setups weiter ausgebaut. So wurden »Greenscreens« und noch mehr Streaming-Ausrüstungen beschafft und mit der passenden Beleuchtung für eine optimale Darstellung gesorgt. Mit der nötigen Neugier und viel Spaß beim Ausprobieren, echten und virtuellen Kameras und OBS und Streamdeck wurde so manche Kulisse für unsere virtuellen Treffen geschaffen und den verdutzten Kolleg*innen präsentiert. Dabei haben wir gleichzeitig auch praktische Erfahrungen gesammelt und (Er-)Kenntnisse gewonnen, die wir in Teilen so auch schon an unsere Kund*innen weitergeben konnten. Eine klassische Win-Win-Situation.
Infrastruktur (ohne Apokalypse)
Eine der offensichtlicheren Auswirkungen beim Wechsel »Büro zu Homeoffice« war in unserem Netzwerk zu erkennen. Seit März haben wir von den Arbeitsplätzen Zuhause rund 100 Terabyte Datenvolumen erzeugt – also ein Vielfaches des bisherigen Aufkommens, bei dem ja auch schon immer zwei oder drei Kolleg*innen permanent Zuhause arbeiteten. Der problemlose Wechsel nach Hause war bei uns unter anderem deshalb möglich, weil wir schon Anfang 2019 frühzeitig mit der langfristigen Erweiterung unserer Infrastruktur und Kapazitäten begonnen haben – dies aber aus einem ganz anderem Antrieb heraus.
Die fehlende gemeinsame Kaffeekultur
Die Steigerung auf Netzwerkseite ging einher mit einem dramatischen Einbruch beim Verbrauch an Kaltgetränken und Espressobohnen :-) Man munkelt sogar, manche Kolleg*innen haben die Gelegenheit bewusst genutzt, um ihren Konsum an Softdrinks und Koffein zu reduzieren. Dennoch genießen wir weiterhin in Maßen auch Zuhause unseren mehrwert Kaffee.
Was uns fehlt sind die gemeinsamen »Innovationstage«, die Agentur-Frühstücke, der spontane Austausch an der Kaffeemaschine oder auf der Gartenbank beim Mittagessen. Auch der Austausch auf Konferenzen ist bei virtuellen Veranstaltungen ein anderer. Wir haben für uns alternative Formate der Zusammenkunft gefunden, Hobbies wurden wiederbelebt, mehr Sport getrieben und in Summe aller Kolleg*innen sehr viel Lebenszeit beim täglichen Pendeln gespart. Ausserdem konnte sich so manche Balkon- und Zimmerpflanze über einen unerwartet »grünen Daumen« und viel persönlichen Zuspruch freuen.
Langfristige Planung – Bewährtes fortsetzen
Wir haben uns schon früh darauf eingestellt, dass wir noch länger in dieser Form (zusammen-)arbeiten werden – und das auch wollen! Wir haben erfolgreich digitale Bewerbungsgespräche geführt, das zugehörige Probearbeiten organisiert und konnten unser Team so auf zwei Positionen verstärken. Als Dienstleister haben wir in unserem Leistungsbereich »Digitalisierung und Beratung« einmal mehr aus erster Hand erfahren, wie wichtig die Unterstützung unserer Kund*innen zu diesem Thema ist. Und dabei in kurzer Zeit viel gelernt, getestet und gemeinsam umgesetzt.
Im Rückblick auf das letzte halbe Jahr hat sich für uns diese Form der rein digitalen Zusammenarbeit bisher im Team – und auch mit unseren Kund*innen – nicht negativ ausgewirkt. Wir haben für alle Herausforderungen immer eine Lösung und einen Weg gefunden, viel Neues ausprobiert und unsere Prozesse – wo nötig – angepasst. Die Zukunft und die Entwicklung wird zeigen, ob wir ein großes (und schönes!) Büro in Köln zukünftig noch brauchen – oder nicht. Allerdings werden wir dann wohl auch den Archiv-Keller entrümpeln müssen – es gibt doch immer neue Herausforderungen ;-)